Empörung über Nicht-Übertragung des EM-Achtelfinalspiels Österreich-Türkei: Rote Karte für die Telekom!
Dass das Achtelfinalspiel der Türkei bei der Europameisterschaft nicht auf den öffentlichen Sendern zu übertragen, wird als schwerwiegende Ungerechtigkeit empfunden. Schuld daran ist ein Exklusiv-Vertrag mit der UEFA, durch den sich die Telekom-Tochter Magenta als Bezahlsender die alleinigen Senderechte an 4 Spielen aus der Vorrunde in der Gruppe A und einem Achtelfinalspiel ihrer Wahl gesichert hat.
Offenbar hat sich der Telekom-Sender nicht getraut, sich ein Spiel der Deutschen Nationalmannschaft exklusiv zu sichern, weil die Empörung darüber ihrem Telekommunikationsgeschäft mehr geschadet hätte, als sie durch erpresste Neuverträge bei Magenta-Kunden hätte gewinnen können.
Das sollen nun die Türkeistämmigen in Deutschland ausbaden, eine Zielgruppe, die groß genug ist, dass das erhoffte Neugeschäft sich lohnen könnte, aber bei der Auswahl der Telekommunikationsanbieter für die Telekom kein so starkes Klientel, dass hier bedrohlich viele Kündigungen zu befürchten wären. Auch wenn die Telekom hier unter kaufmännischen Gesichtspunkten vernünftig entschieden hat, wird die Entscheidung von vielen Deutschland-Türken, die sich beiden Nationalmannschaften verbunden fühlen, als diskriminierend erlebt. Ihre Kritik richtet sich deshalb an die UEFA und an die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, dass sie einen solchen Exklusiv-Vertrag mit vorhersehbar diskriminierendem Ausgang überhaupt ermöglicht haben. Die türkische Community in Deutschland zahlt Rundfunkgebühren und sollte somit gleichen Nutzen aus dem Programmangebot ziehen können – nicht nur aus erzieherisch gemeinten Formaten mit kritischer Türkei-Berichterstattung, sondern auch aus Sportübertragungen ohne pädagogischen Anspruch.
Dafür wäre im Verhandlungsweg sicherzustellen gewesen, dass nicht nur keine deutschen Spiele exklusiv an Bezahlsender vergeben werden, sondern auch Fußballfans zahlenmäßig starker Communities mit ausländischen Wurzeln zu ihrem Recht kommen.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert leben Millionen von Menschen mit Wurzeln in der Türkei in Deutschland. Die Übertragung des Spiels wäre nicht nur eine Geste der Anerkennung und des Respekts gegenüber dieser bedeutenden Bevölkerungsgruppe, sondern sollte als Selbstverständlichkeit gelten.
DAVA appelliert an alle Verantwortlichen, ihre Entscheidungen zu überdenken und künftig sicherzustellen, dass alle Bürgerinnen und Bürger – unabhängig von ihrer Herkunft – gleichberechtigten Zugang zu wichtigen Sportereignissen haben.
Und zur Beruhigung der Gemüter noch ein DAVA-Tipp für alle Fans (ohne Gewähr): Wer der Telekom die rote Karte zeigen will, muss keinen Vertrag kündigen, sondern kann das Spiel einfach über das Internet virtuell im Ausland sehen, indem er z.B. real oder virtuell (durch die legale Änderung der Ländereinstellungen, siehe tinyurl.com/2p88rwwt) nach Österreich reist. Der Online-Sender Servus TV ON überträgt das Spiel am Dienstag als kostenlosen LiveStream.
Frankfurt am Main, den 29.06.2024
Vorstand DAVA Demokratischen Allianz für Vielfalt und Aufbruch